„Nie wieder Faschismus – Dies muss uns heute bleibende Verpflichtung sein!“ – Bericht zur Kundgebung zum 2. Mai

Am 2. Mai 2023 jährte sich zum 90. Mal das Erstürmen der Gewerkschaftshäuser durch die Nationalsozialisten. Auch in Bamberg sollte diesem für unsere Bewegung einschneidenden Ereignis gedacht werden: Im ehemaligen „Bamberger Volkshaus“, wo unter Anderem der ADGB sein Zuhause hatte, findet sich heute eine Pizzeria, die dem Anbringen einer Gedenktafel sehr positiv gegenüberstand. Deshalb fand auch die Gedenkkundgebung an diesem Tag um 17 Uhr im Hinterhof der Gastronomie stand. Was auf der einen Seite bei sonnigem Wetter eine gemütliche Atmosphäre bot, sorgte besonders bei jüngeren Teilnehmer*innen für Irritation: „Also Öffentlichkeitswirksamkeit hat die Kundgebung so leider keine“, merkte ein junger Gewerkschafter an.

Trotzdem lauschte das circa 70-köpfige Publikum, hauptsächlich aus Gewerkschafter*innen, aber auch einigen interessierten Menschen bestehend, zuerst den Begrüßungsworten von Oberfrankens DGB-Chef Mathias Eckardt. Er betonte, dass die Gewerkschaftsbewegung nach der Machtergreifung der NSDAP durch das gute Abschneiden bei Betriebsratswahlen 1933 eine Gefahr für den Rückhalt in den Betrieben darstellte und deshalb zerschlagen wurde. Vera Mamerow (B90/Grüne) ging bei ihren Grußworten für die Stadt Bamberg auf die lokale Geschichte ein: „Wie viele kennen die Geschichte des Hauses? Wie viele wissen, dass von hier Menschen verschleppt wurden?“ Für die Zukunft wünscht die Lokalpolitikerin sich deshalb „offene Augen und ein offenes Gemüt, um Erinnerung zuzulassen.“

(Mathias Eckardt begrüßt die Teilnehmden im Garten des Salino)

Als Dirk Schneider für ver.di an das Redepult trat, klangen kritischere Töne durch den Garten der Pizzeria: „Der 2. Mai führt uns vor Augen, dass wir damals die Zeichen nicht richtig erkannt haben – ein fataler Fehler.“ Er erläuterte, warum es falsch gewesen sei, als Gewerkschaften auf Zusammenarbeit mit dem NS-Staat zu bauen: Es wurde sich von Seiten des ADGB im Januar 1933 gegen den Generalstreik gegen Hitler, sondern für „kühles Blut und Besonnenheit“ entschieden, was weitere Kniefälle vor der NSDAP in den nächsten Monaten einleitete. Deshalb war es für ihn klar, wie mit heutigen rechten Bewegungen umgegangen werden muss: „Die AfD will Gewerkschaften abschaffen – wir müssen ihrer Normalisierung entgegentreten! Solidarität verpflichtet uns immer wieder neu zu entschlossenem Handeln gegen rechts.“

Stolz kündigte Mathias Eckardt dann gleich zwei Jugendreden an. Die erste hielt ein Kollege aus der IG Metall, dem der heutige Autoritarismus ebenfalls viel Sorge bereitete: „Zum Beispiel, wenn von Rechten unterwanderte Bullengruppen keine Repression befürchten müssen, während Antifaschist*innen wie wir zusammengeschlagen oder sinnlos kontrolliert werden.“ Er bezog sich hier nicht nur auf Polizeigewalt in Hamburg am 1. Mai, bei dem ein Demonstrant schwere Verletzungen erlitt, sondern auch auf Ereignisse am gleichen Tag in Schweinfurt: Hier wurden Gruppen junger Menschen, unter ihnen auch Journalist*innen, bis zu einer Stunde von Spezialkräften aufgehalten, da sie eine Veranstaltung gegen die rechtsextreme Kleinstpartei „III. Weg“ besuchen wollten.
Doch auch für die lokale Politik hatte der junge Mann Kritik: In Bamberg wird der Person Graf Stauffenbergs, der ein Attentat auf Hitler plante, in einer Reihe mit anderen Widerstandskämpfern gedacht. „Er war kein Widerstandskämpfer, sondern ein Mörder und Kriegsverbrecher, der lediglich nicht mit dem Führungsstil Hitlers einverstanden war, sehr wohl aber mit dessen Absichten“, rief der Redner dem überraschten Publikum entgegen.

Mit dem Wunsch nach einem guten Leben für alle machte er die Bühne für die Rednerin unserer gewerkschaftlichen Hochschulgruppe frei. Sie rollte das historische Geschehen ebenfalls über die politischen Fehleinschätzungen der Gewerkschaftsbewegung auf: „Bis zum Morgen des 2. Mai herrschte die Illusion, der neue NS-Staat könne nicht auf sie verzichten. Die Nationalsozialisten waren jedoch von Anfang an daran interessiert, die freien Gewerkschaften zu zerschlagen.“ Da viele Gewerkschafter*innen ihren Aktivismus vor 1933 im dritten Reich mit dem Leben bezahlen mussten, spann die Rednerin den Faden zu aktuellen Bedrohungsszenarien: „Erst vor wenigen Tagen sprach der Bamberger CSU-Politiker Stefan Düring vom Todesbefehl gegen die Grünen, im Zusammenhang mit dem Atomausstieg.“ Dürings Forderung nach der „Order 66 für die Grünen“, die ein Bezug auf die Vernichtung der Jedi im fiktiven Star-Wars-Universum ist, stellte nicht nur für die Hochschulgewerkschafterin einen Tabubruch dar. Da der Konservative schon länger mit menschenverachtenden Äußerungen auffällt, fand sie klare Worte: „Wer Holocaustvergleiche macht und Demokrat*innen verunglimpft und auch vor deren Vernichtung nicht Halt macht, der ist nicht die bürgerliche Mitte und schon gar kein Demokrat.“ Zum Schluss rief sie die Kolleg*innen dazu auf, den gewerkschaftlichen Gedanken aufrecht zu erhalten und sich aus Pflichtbewusstsein zum Antifaschismus zu bekennen.

Damit endete das Bamberger Gedenken und hinterließ bleibende Eindrücke: „Der Anlass heute könnte nicht wichtiger sein und allein, dass wir die Chance haben, uns daran zu erinnern, zeigt, wie wichtig der Kampf gegen den Faschismus in der Zukunft ist“, ließen uns die Jusos Bamberg wissen, während sie interessiert die Rollups des DGB Oberfranken lasen. Auch dank der Gastfreundschaft der Gaststätte wird der Zerschlagung der freien Gewerkschaften in dieser Form sicher öfter ähnlich gedacht werden.