„Weil ich keinen Bock mehr auf die sexistische Kackscheiße hab!“ – der 8. März 2023 in Bamberg

Zum 8. März, dem feministischen Kampftag, rief das Feministische Bündnis 8. März Bamberg zu einer Demonstration auf. „Es ist 2023 und es gibt noch immer viel zu tun“, ist im Aufruf zu lesen, deshalb versammelten sich bis zu 400 Menschen am Bahnhofsvorplatz.

Dort führte uns eine Organisatorin noch mehr Gründe für das zahlreiche Erscheinen auf: „Um gegen kapitalistische Ausbeutung und patriarchale Unterdrückung zu kämpfen, die vor allem FLINTA*-Personen betrifft.“ Frauen, Lesben, inter, nonbinäre, trans* und agender Personen stecken hinter der Abkürzung, die somit einen Sammelbegriff für Unterdrückte des Patriacharts darstellt. Bevor es losging, wollten wir noch wissen, ob 2023 für die Organisator*innen anders ist als die Jahre zuvor: „Der große Unterschied ist, dass alle merken, dass sich die Krisen verschärfen, sei es durch den Krieg in der Ukraine, die Inflation oder die Klimakatastrophe. Die Menschen spüren jetzt direkt die Auswirkungen und das wird sich jedes Jahr auch noch verschärfen.“

Während es begann stärker zu regnen, nahm die Rednerin von unserer Hochschulgruppe die ungleiche Bezahlung ins Visier: „Und sollten wir trotz dieser Klimakrise noch das Rentenalter erreichen, stehen FLINTA*-Personen, vor allem Geschiedene, Alleinstehende und oftmals dabei auch Alleinerziehende vor einem leeren Teller.“ Der Weg, um als Gewerkschaftsbewegung Forderungen durchzusetzen, ist für uns ein kämpferischer, wie die junge Kollegin betonte: „Wir wollen das Streikrecht erweitern! Der politische Streik ist nötig, um vor allem für uns FLINTA*-Personen langfristig ein stabiles Streikrecht zu etablieren und die feministischen Forderungen durchzusetzen!“ Dafür gab es reichlich Applaus, dann setzte sich die Demo in Bewegung.

Hinter dem Lautsprecherwagen formierte sich ein ausdrucksstarker FLINTA*-Block, hinter diesem war der queere Block, organisiert von der LGBTQIA*-Community in Bamberg, deutlich mit Parolen zu hören: „FLINTA*s, die kämpfen, sind FLINTA*s, die leben – lasst uns das System aus den Angeln heben!“ entfaltete zu „Ich find‘ dich scheiße“ von Tic Tac Toe eine sehr kämpferische Wirkung. Uns interessierte die Motivation für das Stellen eines queeren Blocks: „Uns ist das Statement wichtig, das beim feministischen Kampftag trans* Personen explizit mit eingeschlossen sind, weil das im Jahr 2023 leider immer noch zur Debatte steht,“ erklärt uns eine Person, die ein Transparent mit der Aufschrift „Queerfeindlichkeit stoppen!“ trägt.

Intersektionalität war für die meisten Teilnehmer*innen ein wichtiges Thema. Mitra Sharifi vom Migrant*innenbeirat der Stadt Bamberg machte auf der Zwischenkundgebung am Gabelmann klar, dass das Patriarchat international ist „und deshalb muss der Kampf aller Frauen dagegen international sein.“ Es wurde folgerichtig mit einer musikalischen Einlage der Opfer des Erdbebens in der Türkei und Syrien gedacht.

Auch die Aktivistin Hilal sprach, nachdem die Demo auf dem Maxplatz angekommen war, über Intersektionalität, denn „Feminismus solle Politiker*innen unter Druck setzen“. Neben Markus Söder kritisierte sie auch Sarah Wagenknecht, „die Themen gegeneinander ausspielt und den Feminismus und Anti-Rassismus anderen Themen unterordnet. Intersektionaler Feminismus bedeutet aber, dass auch Themen wie Sexismus mit Armut zusammenhängen. Wie will man die Armut in diesem Lande bekämpfen, wenn man nicht einmal anerkennen kann, dass die, die am meisten darunter leiden, die FLINTA*-Personen, die People of Colour und/oder jene Menschen mit Behinderungen sind?“

Aus der Klimagerechtigkeitsbewegung gab es Solidarität für den feministischen Kampftag. So betonte eine Rednerin von Ende Gelände: „Die Ungleichheiten, die durch die Klimakrise entfacht werden, werden durch das Patriarchat nur verschärft. Klimagerechtigkeit und Feminismus – one struggle, one fight!“
Doch auch der Spaß sollte in Bamberg nicht zu kurz kommen: Am 10.3. gab es eine FLINTA*-only-Party, für die die Ortssuche sich aber wohl schwierig gestaltete: Es haben wohl Bars, die in der linksliberalen Szene beliebt sind, zurückgemeldet, eine Party ohne Männer nicht zu veranstalten, weil sie niemanden ausschließen möchten. „Genau das ist aber der Punkt,“ meinte eine Sprecherin des Bündnisses, „denn FLINTA*s werden oft strukturell ausgegrenzt, weil sie sich an vielen Orten im Nachtleben unsicher fühlen.“

Dann endete auch die Schlusskundgebung und die Veranstalter*innen zeigten sich zufrieden mit dem Verlauf: „Wir freuen uns, dass trotz des Wetters so viele da waren und so viele generell aktiv sind. Das war die größte Demo zum 8. März in Bamberg bisher!“ Auch das Publikum war von der kämpferischen Stimmung mitgerissen: „Ich bin hier, weil ich nicht mehr ‚Weib‘ genannt werden will auf Arbeit und keinen Bock mehr auf die sexistische Kackscheiße hab!“, sagte uns eine junge Brauerin. Das letzte Wort für uns hatte aber eine junge Erzieherin, die trotz Regen nach der Arbeit auf die Straße ging, weil „lange noch nicht alle Menschen gleichberechtigt sind“. Dass sich das ändern müsse, sei klar, denn: „Selbst meine Kinder auf Arbeit wissen das!“

Einen eigenen Bericht des feministischen Bündnisses mit noch mehr Bildern findet ihr hier.