Zu Fahimis Aussagen: JETZT ist die Zeit für kapitalismuskritische Grundsatzdebatten!

Die Bundesvorsitzende des DGB, Yasmin Fahimi, gab zwischen den  Jahren ein Interview, in dem sie vor der Deindustrialisierung Deutschlands warnte. Es ist nicht das erste mal, dass in Zeiten einer globalen Klimakrise auch die Führungsebene des DGB zu allererst an die deutsche Wirtschaft denkt, statt sich mit aktuellen Protesten für ein Einhalten des 1,5-Grad-Ziels zu solidarisieren.
Erschreckend ist in diesem Fall aber das Vokabular, mit dem Fahimi das tut: „Es ist wirklich nach wie vor existenzbedrohend, was sich derzeit in der Industrie abspielt“, weiß sie zu betonen und mahnt davor, dass wenn „mehr Unternehmen der Wertschöpfungskette Deutschland verlassen, desto dramatischer wird der Dominoeffekt sein.“
Für uns stehen solche Aussagen in einem unvereinbaren Widerspruch zum Zweck der Gewerkschaftsbewegung: Wir sind für die Interessen und Rechte der Arbeitnehmer*innen da und die stehen nunmal im Widerspruch zu kapitalistischer Mehrwehrterzeugung, die sich von Krise zu Krise schleppt. Das sind aus gewerkschaftlicher Perspektive eben auch keine „normalen Mechanismen der Marktwirtschaft“, sondern Zustände gegen die wir uns verpflichtet haben zu kämpfen! Oder um es wenanders erklären zu lassen: „Solange der Lohnarbeiter Lohnarbeiter ist, hängt sein Los vom Kapital ab. Das ist die vielgerühmte Gemeinsamkeit des Interesses von Arbeiter und Kapitalist.“
Auch die ver.di-Jugend sagt: „Wir machen keinen Hofknicks vor dem Kapital“ und betont, dass Kapitalismuskritik unsere DNA darstellt. Reden wir also lieber über das Fehlen eines Tarifvertrages für studentische Hilfskräfte, reden wir darüber, dass Metall- und Elektrokonzerne Boni an Aktionär*innen ausschütten, während sie auf kurze Sicht im neuen Tarifvertrag nichtmal die Inflation ausgleichen, und reden wir darüber, dass Pflegekräfte letzten Sommer mehrere Wochen streiken mussten, um ein Minimum an Entlastung zu bekommen. Denn das sind die Probleme, um die wir uns kümmern müsen – und die Zeit darüber zu reden ist jetzt!