Queerfeindlichen Neonazis gemeinsam den Kampf ansagen!

Am 21. November 2022 hatten sich Neonazis vom III. Weg und dem „Kollektiv Zukunft schaffen Heimat schützen“ (KZSHS) vor dem Friedrich-Rückert-Gymnasium im unterfränkischen Ebern versammelt, um gegen eine zuvor verschobene LGBTQ*-Infoveranstaltung an der Schule zu protestieren. In ihrem menschenverachtenden Aufruf sprechen sie von „LGBTIQ+ und HOMO Propaganda an Schulen und Kitas“, und wollen die angebliche „Indoktrination“ stoppen.
Das KZSHS, dessen Kernumfeld im Raum Ebern beheimatet ist, nahm dieses Jahr bereits an rechtsextremen Szeneveranstaltungen wie dem 1. Mai in Erfurt teil. Es hat gute Kontakte in das verschwörungsideologische Querdenken-Milieu, mit dem sie in Ebern eigene demokratiefeindliche Versammlungen gegen die Corona-Politik organisierten. Oft sind die Neonazis auch Gäste beim Querdenken-Ableger „Stay Awake Bamberg“, der jeden Montag mit antisemitischen Parolen wie der Verschwörungserzählung eines „Great Reset“ durch unsere Domstadt zieht.
Aus mehreren umliegenden Städten und von vielen Gruppen wurde Gegenprotest zu der Neonazi-Veranstaltung in Ebern organisiert, es versammelten sich mehr als 100 Menschen „für queere Aufklärung – gegen Nazipropaganda“: Einem lauten Bündnis aus angereisten Antifaschist*innen, solidarischen Menschen aus Ebern sowie vielen jungen Menschen aus der queeren Szene gelang es, die Redebeiträge in Pfiffen untergehen zu lassen.

(Rechtsextreme Kundgebung in Ebern, Bild von Martin Müller)

Auch wir als Mitglieder der DGB-Hochschulgruppe waren vor Ort – aber nicht nur, um Unterstützung im Kampf gegen rechte Ideologien zu zeigen: Unsere Solidarität mit queeren Menschen als Gewerkschafter*innen muss aus unserer Sicht praktisch werden, das zeigt auch der Verlauf in Ebern.
Von Beginn an wollte der Schulleiter des Gymnasiums die Nazis „einfach zu ignorieren und ungestört demonstrieren […] lassen“, wie es im Aufruf von „Aufstehen gegen Rassismus Bamberg“ zu lesen ist. Das ist nicht nur gefährlich, sondern auch ein Stein im Weg für queere Aufklärung an Schulen. Sich für eine Veranstaltung zu entscheiden, bei der sich Eltern freiwillig über sexuelle Selbstbestimmung informieren können, ist ein wichtiger Schritt und kann das Leben vieler Schüler*innen und Lehrer*innen gewiss erleichtern. Aber eben nur, wenn man ihn gegen menschenfeindliche Angriffe auch konsequent verteidigt. Ansonsten ergibt sich nämlich folgendes Szenario, welches leider so eingetroffen ist: Da der Elternabend am 12.12. nachgeholt wurde, meldete das KZSHS wieder eine Kundgebung an – diesmal ohne Gegenprotest. Vor Ort waren zwar wieder nur eine Hand voll Neonazis, die sich jetzt aber damit rühmen, durch ihren „Aktivismus“ ein Zeichen gesetzt zu haben. Eingeschüchtert haben sie die Eltern auf jeden Fall, was zu verhindern gewesen wäre: Denn Neonazis durch die Duldung ihrer menschenverachtenden Positionen ein demokratisches Mitspracherecht zu geben, hat noch nie zu mehr Mitbestimmung oder freier Entfaltung geführt, sondern immer zum Gegenteil!
(Gegenkundgebung in Ebern, Bild von Anna Zeller)

Gewerkschaften stehen für vernünftige, gleichberechtigte Arbeits- und Lebensverhältnisse sowie die Gleichstellung von Menschen unabhängig ihrer sexuellen Identität. Für uns steht deshalb fest: Wir sind unbedingt dazu verpflichtet gegen jegliche Form der Diskriminierung einzutreten. Wir müssen als Gewerkschafter*innen an den Universitäten dafür sorgen, dass Aufklärung zu sexueller Selbstbestimmung mehr Platz in Bildungseinrichtungen findet, sei es durch Besuche von Organisationen, mehr Verankerung dieser Thematik in Lern- bzw. Lehrinhalten oder Fortbildungen für Lehrkräfte und Dozierende.